Nuba - Dinka

 

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Afrika

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Böhlau hinter mir her, zwei entsicherte Pistolen in den Händen. Im Scheine der Taschenlampe sahen wir die Bescherung. Paviane hatten sich über unsere Mandeln und Nüsse hergemacht. Am Morgen überprüften wir zuerst unsere Geräte. Die Linse der Kamera war zerschlagen. Doch wir hatten Ersatz. So brachen wir auf zu den Nuba. Das war der erste Negerstamm, den ich in Afrika sehen sollte. Die Sonne brannte unbarmherzig auf uns nieder. Unser Thermometer zeigte im Schatten der Palmen 38 Grad. Nach einem langen Kamelritt trafen wir endlich auf Nuba. Sie liefen völlig unbekleidet herum. Die Nubafrauen hatten sich ihre Unterlippen durchbohrt und Schmuckstücke eingehängt. Es waren meist billige Glasperlen, wie man sie in Hamburg für wenige Pfennige kaufen kann. Die Nuba können große Schmerzen ertragen. Sie verwunden sich an vielen Körperteilen, damit die Narben dieser Wunden später ein Muster bilden. Böhlau gab einem Nubahäuptling zwei deutsche Markstücke. Der ganze Stamm, Männer, Frauen und Kinder veranstalteten daraufhin einen erregenden Freudentanz. Weiter ging es in südlicher Richtung. Der nächste Besuch galt den Dinka. Die Europäer nennen sie auch Storchmenschen, weil sie riesenlange Beine haben und wie die Störche in den Sümpfen leben. Der Weg führte uns durch weite ausgedorrte Steppen. Vereinzelt fanden wir kleine Oasen, deren Feuchtigkeit den Papyrusstauden Leben gibt. (Vor dreitausend Jahren hatten die alten Ägypter das erste Papier daraus gemacht.) Allmählich wurde das Gebiet, in das wir kamen, immer sumpfiger. Hier durchzogen verschiedene Nebenarme des Nil das Land. An den sumpfigen Ufern dieser Flüßchen hatten die Dinka ihre Pfahlbauten errichtet.

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Ihre Hütten standen auf Pfählen, weil die Überschwemmungen in der Regenzeit oft alle Behausungen zu ebener Erde überfluteten. Die Dinka sind schlaue Kerle! Sie reiben ihre Haut mit der Asche von verbranntem Holz ein. Auf diese Weise schützen sie sich vor den Insekten, durch deren Stiche oft die gefährliche Malariakrankheit übertragen wird. Wir schützten uns durch Moskitonetze. In dieser Gegend wimmelt es von Krokodilen. Während Böhlau mit Dr. Freytag und Frank bei den Dinka filmte, schlich ich auf eigene Faust, mit einem langen Speer, einer kräftigen Schlinge und einer Pistole bewaffnet, durch dichtes Gestrüpp an einen Fluß. Ich wollte so gern ein Krokodil erlegen und aus der Haut eine Tasche basteln. Am Ufer entdeckte ich zwei Krokodileier. Ich legte schnell meine Schlinge darüber und band sie fest an einen dicken Baum. Dann schlug ich mit einem Knüppel wiederholt ins Wasser, um das alte Krokodil anzulocken. Ich hatte Glück. Zuerst tauchte nur ein Kopf mit langgezogenem Maul auf. Dann aber schob sich der wuchtige Körper schützend über die Eier.

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Jetzt war der Moment gekommen. Fiebernd vor Erregung saß ich in den Ästen und zog nun kräftig die Schlinge zu. Das Krokodil war gefangen. Aber das Tier hatte Riesenkräfte. Wild peitschte es das Wasser, und der Strick spannte sich bis zum Zerreißen. Erschreckt merkte ich, wie sich der Baum, auf dem ich saß, langsam in seinen Wurzeln löste. Nur noch wenige Sekunden und er mußte mit mir ins Wasser stürzen. Blitzschnell zog ich meine Pistole.

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